Elternschule „Doroga v mir“

Obwohl es keine Unterrichtsräume gab, startete in der Sonderschule der Elternassoziation „Doroga v Mir“ (Weg in die Welt) mit Beginn des Schuljahres 2005/06 der Unterricht. Die Kinder dieser Schule sind alle schwer mehrfachbehindert und sitzen zum Teil in Rollstühlen, die mühsam in den ersten Stock der Wohnung getragen werden mussten, die im ersten Jahr des Bestehens dieser Schule als Unterrichtsraum diente. Aber die Not war groß: Die Kinder hatten zwar im Zentrum für Heilpädagogik eine Frühförderungen erhalten, aber sie bekamen anders als weniger schwierige Kinder danach keinen Platz in einer normalen staatlichen Sonderschule, da schulische Angebote für derart schwer behinderte Kinder in Russland nicht vorhanden sind. Eine Ausnahme dabei bildet die in dieser Broschüre schon vorgestellte Sonderschule „Unser Haus“, die allerdings sehr weit im Süden von Moskau im Stadtteil Jasenewo liegt und nicht unmittelbar mit der Metro erreichbar ist. Für Familien, die am anderen Ende der Stadt leben, hätte dies zum Teil einen Fahrtweg von jeweils mehr als drei Stunden bedeutet, was für jedes Kind, umso mehr für Autisten, eine sehr hohe Belastung darstellt. Außerdem ist die Sonderschule „Unser Haus“ schon stark überlastet und hätte nicht alle Kinder dieser Gruppe aufnehmen können.

Deshalb schlossen sich mehrere Eltern aus dem Umkreis des Zentrums für Heilpädagogik zu der großen Elternorganisation „Doroga v Mir“ zusammen, um für den Schulbesuch ihrer Kinder zu kämpfen. Diese Eltern erwiesen sich als sehr aktiv und mutig in ihrem Ringen mit den Be-
hörden – einige von ihnen hatten auch schon
Zuerst richteten diese Eltern eine Kindergruppe ein, die sich jeden Samstag in den Räumen eines integrativen Kindergartens in relativer Nähe zum Stadtzentrum von Moskau traf. Während die Kinder von Pädagogen des Zentrums für Heilpädagogik betreut wurden, konnten die Eltern sich in Ruhe um die Formalitäten der Schulgründung kümmern. Zu dem Zeitpunkt schafften sie mit Spendengeldern auch die ersten Unterrichtsgegenstände an.
Als größtes Problem für die Pläne der Gruppe erwies sich die angespannte Situation auf dem Moskauer Immobilienmarkt: Räumlichkeiten sind knapp und fast immer unerschwinglich, mit Zugang für Rollstuhlfahrer umso mehr. Deshalb versuchten die Eltern als Übergangslösung eine Organisation zu finden, die ihre Räume vorwiegend in den Abendstunden nutzte und ihnen diese deshalb während des Tages zur Verfügung stellen konnte. Einige Kilometer westlich des Moskauer Stadtzentrums wurden sie schließlich fündig. So konnte die neue Schule pünktlich zum Schuljahresbeginn im Sommer 2005 mit zwei Klassen ihre Arbeit aufnehmen. Die Kinder der einen Klasse, die aus der ehemaligen Samstagsgruppe besteht, können sich alleine fortbewegen. Die andere Klasse ist eine Gruppe schwer mehrfach- behinderter Kinder aus dem Zentrum für Heilpädagogik, die bisher nur das Sitzen gelernt haben. Viele Pädagogen und Physiotherapeuten, die in der neuen Schule arbeiten, kommen aus dem Umfeld des Zentrums für Heilpädagogik, haben dort gearbeitet und tun es zum Teil noch immer.
Iwanuschka unterstützt die Elterninitiative seit 2005. Zunächst haben wir einer ehemaligen Direktorin eines staatlich anerkannten integrativen Kindergartens, die aufgrund ihrer früheren Tätigkeit gute Kontakte zu den Behörden hat, für einige Monate ein kleines Gehalt gezahlt und sie damit freigestellt, sich bei der Stadt Moskau um geeignete Räume für die kleine Schule zu bemühen. Es hatte sich als aussichtslos erwiesen, auf dem freien Markt eine passende Immobilie zu einem annehmbaren Preis zu finden. Im September 2006 hat ihre Arbeit Erfolg gezeitigt: Die Bildungsabteilung der Stadt Moskau hat der Schule einen Flur mit drei Zimmern zugewiesen, zunächst als Modellschule der Bildungsabteilung für eine Probezeit von einem Jahr. Inzwischen bemüht sich die Elternassoziation um die formale Registrierung ihrer Organisation, um in Zukunft auch finanziell handlungsfähig zu werden und dauerhaft mehr Schüler aufnehmen zu können.Erfahrungen gesammelt in den ersten Musterprozessen um die Erstattung der Therapiekosten für ihre Kinder.

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